Bereich Trinkwasser
Die Trinkwasserversorgung wurde ursprünglich über eigene Wasserwerke vorgenommen. Wassergrundlage waren Braunkohlentagebauwasser aus der Randriegelentwässerung und Tiefbrunnen in Bergbaugebieten. Grenzwertüberschreitungen bei Sulfat, Eisen und Mangan konnten nicht mehr abgebaut werden. Die Wasserwerke Heukendorf und Phönix mussten in Anbetracht der äußerst schlechten Roh- und Reinwasserqualität schnellstens außer Betrieb genommen werden. Der Erdhochbehälter und die Druckerhöhungsstation Meuselwitz wurden saniert. Der Erdhochbehälter mit seinem Inhalt von 800 Kubikmeter ist das Herzstück der Wasserverteilung für die Stadt Meuselwitz, die Mitteldruckzone im Bereich des Wasserturmes und die obere Versorgungszone im Bereich der B180 zur Versorgung des dortigen Wohn- und Gewerbegebietes. Der unter Denkmalschutz stehende Wasserturm gilt als Wahrzeichen der Stadt Meuselwitz. Er wurde 1927 fertig gestellt und mit einem Fassungsvolumen von 150 m³ in Betrieb genommen.Der von dem Bombenangriff am 20.02.1945 auf Meuselwitz stark beschädigte Turm wurde laut Protokollunterlagen vom 03.10.1945 für 26.000 RM wieder instand gesetzt.Die seither durch Witterungseinflüsse verursachten Schäden an der Fassade sowie Mängel an der Stahlbetonkonstruktionerforderten in den Jahren 2005 und 2006 die grundhafte Sanierung des Wasserturms. Mit Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt konnte eine umfangreiche Sanierung des Bauwerkes durchgeführt werden. Der gesamte Investitionsaufwand der Sanierungsarbeiten betrugt ca. 251.000 €.
Die Wasserversorgungsgeschichte von Meuselwitz
Schon ab den 17. Jahrhundert wurde das Trinkwasser vom Weinberg in Holzrohrleitungen zum Ort geführt. Im Jahre 1721 versagten die Quellen und es musste eine Holzrohrleitung von den Hainbergen her verlegt werden. Reichsgraf Friedrich-Heinrich von Seckendorff erklärte sich bereit, diese Rohrleitung und dazu gehörige Ziehbrunnen mit 100 Talern mitzufinanzieren. Das restliche fehlende Geld wurde über Abgaben durch die Gemeinde (jedes Haus ein Groschen und jedes Ackerfeld 3 Groschen) eingetrieben.
1795 und 1849 mussten diese Holzrohrleitungen jeweils erneuert werden. Dies war immer mit extremer Gegenwehr der „Pferdner und Anspanner“, die diese Röhrenfuhren aus dem Holzland tätigen mussten, verbunden. Mit den Jahren und den zunehmenden Einfluss des Kohleabbaus ließ die Ergiebigkeit der Quellen erheblich nach, sodass 1873 erkannt wurde, dass der Bau einer Wasserleitung eine Notwendigkeit sei.
1874 erhielt Meuselwitz das Stadtrecht. Unter finanzieller Beteiligung von Alfred von Seckendorff wurde eine neue Rohrleitung vom Mühlgraben nach dem Markt und in die Meeden gebaut. Bald zeigte sich aber, dass das Wasser nur zu Wirtschaftszwecken benutzt werden konnte. Durch den immer weiter fortschreitenden Kohleabbau versiegten die Quellen von den Hainbergen gänzlich.
Im Stadtgebiet wurden nach und nach 16 Brunnen gebohrt. Man stellte aber auch hier schnell fest, dass dieses Wasser nicht einwandfrei war und es zu Krankheitsausbrüchen führte. 1898 hatten sich die Zustände der Wasserversorgung dermaßen verschlechtert, dass man um den Bau einer Wasserleitung nicht mehr umhin kam.
Bei Zettweil wurde ein über 5 Hektar großes Grundstück 1898 durch die Stadt Meuselwitz erworben. Hier wurde ein reichliches Wasserdargebot vorgefunden, welches über eine Rohrleitung DN 225/250 aus Grauguss auf einer Länge von 7,5 km nach Meuselwitz geführt wurde. Durch die Höhendifferenz von 24 m lief diese Quelle ohne Pumpenkraft im Freigefälle bis in den neu erbauten Erdhochbehälter mit 800 m³ Fassungsvermögen in der Altenburger Straße. Die Inbetriebnahme wurde zum 1. Dezember 1902 vollzogen. Der Wasserpreis wurde auf 20 Pfennige je Kubikmeter festgelegt.
Die Stadt entwickelte sich von nun an rasant, sodass man schon ab 1916 versuchte, die Zettweiler Quellen mit zusätzlichen Brunnen effektiver zu bekommen, um noch mehr Wasser fördern zu können.
1927 wurde dann der Wasserturm mit einem Fassungsvermögen von 150 m³ errichtet, um den oberen Bereich der Stadt mit ausreichendem Druck zu versorgen. Nach und nach wurden dann auch die Ortsteile mit Rohrleitungen versehen und es gelang, über Verträge mit der Phönix AG zusätzliche Wasserlieferverträge abzuschließen.
Im zweiten Weltkrieg wurde am 20.02.1945 unter anderen auch der Wasserturm schwer beschädigt. Dieser wurde dann bis zum Ende des Jahres 1945 wieder hergestellt. Anfang der fünfziger Jahre wurde der Bau des Wasserwerkes in Heukendorf notwendig, um den stetig steigenden Bedarf an Trinkwasser abzudecken. Auch das Wasserwerk in Mumsdorf (an der ehemaligen Brikettfabrik Phönix), welches mit Rohwasser aus der Tagebaurandriegelentwässerung betrieben wurde, kam im Laufe der Jahre an seine technischen Grenzen.
Im Jahr 1995 wurden dann der Erdbehälter Meuselwitz rohrtechnisch saniert und im Jahr 1997, nach dem Neubau von ca. 12 km Trinkwasserhauptleitungen DN 400, 300, 250, die alten und maroden Wasserwerke Heukendorf und Phönix vom Netz genommen. Die Wasserversorgung wurde und wird bis heute über den Erdhochbehälter Rautenberg mit Fernwasser aus dem Wasserwerk Torgauer Elbauen fortgesetzt. 2006 war dann auch die Sanierung des Wasserturmes der Stadt erfolgreich, sodass das Wahrzeichen der Stadt wieder im vollen Glanze erstrahlen konnte
Dies ist ein kleiner Auszug aus der Wasserversorgungsgeschichte der Stadt Meuselwitz und ihrer Ortsteile.
(Quelle „Die Heimat“ Nummer 5, Illustrierte Beilage „Meuselwitzer Zeitung“ nach Heinrich Meyer anlässlich der 40. Wiederkehr des Einweihungstages der Trinkwasserleitung aus der Quellfassung Zettweil zum 1. Dezember 1902)